Zwei Trauerbegleiterinnen für den Apostelbereich Thomas Krack eingesetzt

Im Rahmen des Wochengottesdienstes wurden am 15. Februar 2023 in Falkensee zwei Glaubensschwestern aus dem Bereich Berlin-West als Trauerbegleiterinnen eingesetzt. Sie sollen künftig im Bereich Berlin/Brandenburg, der im Zuständigkeitsbereich des Apostels Thomas Krack liegt, diese Aufgabe ehrenamtlich ausführen.

In seiner kurzen Ansprache wies der Bezirksvorsteher des Bezirks Berlin-West, der die Ernennung im Auftrag des Apostels durchführte, auf die Bedeutung der Trauerbegleitung hin und dankte den beiden Schwestern Gabriele Bindel (Gem. Berlin-Charlottenburg) und Kathrin Fischer (Gem. Falkensee) für die Bereitschaft, diese Aufgabe zu übernehmen. Er wünschte den beiden Glaubensschwestern dafür viel Erfolg und Gottes Segen.

Im Anschluss an den Gottesdienst hatten wir noch Gelegenheit, mit den beiden zu sprechen und etwas mehr über die zukünftige Aufgabe zu erfahren:

Liebe Gabi, liebe Kathrin, zunächst einmal auch von uns alles Gute für die neue Aufgabe. Wir sind euch dankbar, dass ihr euch dazu bereit erklärt habt. Wie würdet ihr denn selbst eure Aufgabe als Trauerbegleiterinnen beschreiben?

Wir sehen unsere Aufgabe in erster Linie in der Beratung der Seelsorgerinnen und Seelsorger, in der Fort- und Weiterbildung und in Zukunft auch in der Koordination der Trauerbegleiter und –begleiterinnen, die wir in den Bezirken und vielleicht auch Gemeinden zu finden hoffen. Eine persönliche Trauerbegleitung von uns ist zwar nicht gänzlich ausgeschlossen, aber bei der Größe des Zuständigkeitsbereichs ehrlich betrachtet nahezu unmöglich, denn Trauerbegleitung braucht Nähe. Hierzu möchten wir gerne interessierte Geschwister finden, die dies in kleineren Bereichen vielleicht eher können. Dazu sollen die Bildungsangebote, die wir uns vorgenommen haben, auch dienen. Es wird sicherlich einige Zeit dauern, bis wir so weit sind, aber wir sind motiviert und freuen uns darauf.

Wem sollen eure Fortbildungsangebote denn offen stehen?

Wir wollen natürlich denen, die in der Seelsorge am häufigsten mit der Trauerarbeit befasst sind, Hilfestellungen geben, aber auch diejenigen, die uns in Zukunft in den Gemeinden und Bezirken unterstützen wollen, sollen geschult werden. Wenn dann noch Kapazitäten vorhanden sein sollten, stehen unsere Angebote auch allen anderen interessierten Geschwistern offen. Es ist jedoch so, dass wir keine Trauerbegleiterinnen und Trauerbegleiter ausbilden, sondern eher zielorientiert auf Herausforderungen der Teilnehmenden eingehen und Grundlegendes vermitteln wollen. Dazu gehören sicher die Themenbereiche „Wie vermeide ich sehr grundsätzliche Fehler in der Trauerarbeit?“ und „Wie kann ich Trauernde durch die Trauerphasen begleiten?“ Für besondere Fragen stehen wir natürlich zur Verfügung, auch außerhalb von Fortbildungsveranstaltungen. Übrigens ist auch der Aufbau einer Webseite für die Trauerbegleitung für unseren Bereich in Planung, darin wollen wir auch zu einem gewissen Teil Tipps und Hinweise für jedermann kommunizieren.

Wie kann man denn im Bedarfsfall auf euch zukommen?

Derzeit sollte die Kontaktaufnahme über die jeweiligen Bezirksvorsteher hergestellt werden, am besten per E-Mail. Wenn die schon angesprochene Webseite fertig gestellt ist, soll auch darüber eine Kontaktaufnahme möglich sein.

Kann eurer Meinung nach Trauerbegleitung die Seelsorge im herkömmlichen Sinn ersetzen?

Nein, sicherlich wollen wir keine Seelsorgekonkurrenz oder –alternative für die Seelsorgerinnen und Seelsorger aufbauen. Diese steht natürlich im Vordergrund und unsere Hauptaufgabe wird ja auch die Sensibilisierung der Seelsorgerinnen und Seelsorger sein. Aber es ist auch wichtig zu betonen, dass letztlich jede Trauerarbeit im gewissen Sinne auch Seelsorge ist, denn Trauer verletzt die Seele und die Trauerbegleitung sorgt sich um diese seelischen Verletzungen. Also würden wir dies gerne als Ergänzung und Bereicherung der seelsorgerischen Betreuung verstanden wissen.

Es gibt ja auch andere Gründe, Trauer zu empfinden als nur im Falle des Todes eines geliebten Menschen? Sind andere Krisen, z.B. Beziehungsprobleme, Lebens- oder Glaubenskrisen, die Trauergefühle auslösen, auch Teil eurer Trauerbegleitung?

Grundsätzlich kann man sagen, dass Trauer, unabhängig vom Anlass, regelmäßigen Abläufen und Phasen unterliegt. Daher kann eine Trauerbegleitung auch bei anderen Anlässen nach vergleichbaren Mustern und Elementen ablaufen. Wichtig ist uns aber hierbei wieder zu betonen: Wir sehen unsere Aufgabe, schon aus Kapazitätsgründen, in erster Linie in der Schulung derer, die vor Ort sind. Ihnen eine möglichst umfassende und gute Kenntnis über die Möglichkeiten einer optimalen Trauerbegleitung, gleich aus welchem Anlass heraus, zu ermöglichen, ist unser Anliegen.

Wie seid ihr selbst denn eigentlich zum Thema „Trauerbegleitung“ gekommen, das ist ja auf den ersten Blick kein sonderlich beliebtes und einfaches Thema?

G. Bindel: Bei mir war es zum Einen meine Ausbildung als Diplom-Pädagogin sowie eine besondere Situation in unserer Gemeinde vor ein paar Jahren, als wir eine Reihe von Heimgängen erleben mussten, so dass wir – angeregt durch unseren damaligen Bezirksevangelisten Schwichtenberg, der selbst betroffen war, gemeinsam beschlossen haben, dass wir einen Trauerkreis gründen wollen. Die betroffenen Witwen suchten eine Gelegenheit, über das Erlebte, die Gefühle, auch über die Krisen, die es ausgelöst hat, sprechen zu können. Sie sollten in der Gemeinde erleben, dass sie nicht sich selbst überlassen sind. Eine von ihnen sagte damals einfach zu mir. „Gabi, du kannst so eine Gruppe begleiten, mach du das mal“ und unser Vorsteher hat das unterstützt. Ja, und das habe ich dann gemacht und bin dabei geblieben. Dieser Trauerkreis existiert immer noch, wird in der Gemeinde aber natürlich nicht immer nachgefragt und steht deshalb inzwischen auch Trauernden aus allen anderen Gemeinden zur Verfügung.

K. Fischer: Ich hatte Gelegenheit, mich mit Trauer zu beschäftigen, als mich die Trauer selbst einmal für eine Zeit lang unfreiwillig besucht hatte, nur wusste ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass es sich um Trauer handelte. Nachdem ich merkte, dass ich auf der Suche nach einer Tätigkeit war, die mich von meiner Krise ablenken sollte, wurde ich auf unseren Glaubensbruder Jürgen Jakob aus Gießen (Hessen) aufmerksam gemacht und meldete mich einfach bei ihm, ohne genau zu wissen, warum ich das tat. Nachdem wir in Kontakt gekommen waren, wusste ich auf einmal, dass es mein nächster Schritt sein sollte, bei Jürgen eine Ausbildung zur Trauerbegleiterin (230 h Theorie und Praxis) zu machen. Für mich ist Trauer ein Thema, das jedem von uns früher oder später begegnet, daher finde ich die frühzeitige Auseinandersetzung damit sehr hilfreich.

Wie ist es dazu gekommen, dass ihr für diese Aufgabe ausgewählt wurdet?

Im Rahmen des Berlin-Brandenburger Jugendtags 2022 fand ein Seminar statt, in dem über Trauer in verschiedenen Ausprägungen gesprochen wurde. Dabei wurden wir als so genannte „Seelsorgende“ ausgewählt, um Jugendlichen, die im Erleben des Seminars Gesprächsbedarf entwickeln würden, zur Seite stehen zu können: So haben wir uns kennengelernt. Wir hatten damals so tolle Westen, auf denen darauf hingewiesen wurde, dass man uns ansprechen kann, wovon reichlich Gebrauch gemacht wurde. Und dann kamen wir mit unserem Bezirksapostel Rüdiger Krause ins Gespräch, der sich erkundigte, wie das Thema Trauerbegleitung insgesamt im Bereich Berlin-Brandenburg behandelt würde. Tja, und jetzt stehen wir hier und führen die Aufgabe aus, die es innerhalb der Gebietskirche in anderen Bereichen schon seit Jahren gibt.

Wie verarbeitet ihr selbst die Situationen, in denen ihr mit der Trauer anderer konfrontiert werdet? Belastet euch das nicht selbst auch?

Gespräche mit Trauernden sind sicher nicht einfach, aber wir sehen unsere Aufgabe und ein Stück weit auch die Freude in dem Augenblick ja darin, der oder dem anderen zuhören zu können. Übrigens ist Zuhören 70% der Trauerarbeit, interessant, oder? Natürlich lassen einen die Gefühle der Trauernden nicht kalt, aber als Trauerbegleitung muss man auch verstehen, dass man nicht mehr helfen und begleiten kann, wenn man selbst von der Trauer überwältigt wird. Also gilt es, eine ausgewogene Art der Nähe zu finden. Übrigens enden Trauergespräche gar nicht mal selten mit durchaus auch heiteren und positiven Momenten und ein gemeinsames Gebet kann einen guten Schlusspunkt setzen. Auch in unserem Glauben gibt es tolle Ansätze in der Trauerarbeit, die mitunter geeignet sind, der oder dem Trauernden Perspektiven aufzuzeigen, die in der Trauer von allein nicht gesehen werden konnten.

Zu guter Letzt noch eine praktische Übung für euch: Stellt euch vor, ein Kind kommt zu euch, und berichtet vom Tod des Haustiers. Natürlich ist es unendlich traurig und fragt euch, ob das Tier auch in den Himmel kommt. Was sagt ihr?

Gegenfrage: Weißt du denn, wie es im Himmel aussieht? Nein? Wir auch nicht, aber man kann das Kind fragen, wie es sich den Himmel wohl vorstelle. Kinder haben da ein ausgesprochen gutes Gespür für solche Fragen und nicht selten staunen wir Älteren über das, was Kinder in solchen Situationen dazu meinen. Und was spräche denn dagegen, mit dem Kind gemeinsam zu beten und Gott zu bitten, dass es dem Tier gut gehen möge? Wir sind überzeugt, dass Gott auch die Tiere liebt und das kann man einem Kind sicher gut verständlich machen. Und wer weiß, vielleicht erleben wir im Himmel einmal alle ein Wunder!

Herzlichen Dank euch beiden für dieses interessante Gespräch. Wir sind sicher, wir werden noch viel von euch hören und darauf freuen wir uns. Alles Gute für euch!

 

Hinweis: Das Thema „Umgang mit trauernden Kindern“ war in 2022 Gegenstand eines Seminars für Lehrkräfte in der Gemeinde Falkensee. Ein Bericht dazu ist hier veröffentlicht.